Die malerische Welt von Jacek Bukowski - ausgeführt aus der durchdringenden Beobachtung der Natur, der Neugierde am Leben und tiefer Reflexion - ist die Welt eines Künstlers, Theoretikers und Pädagogen, der über die Verwicklungen der gegenwärtigen Kunst und deren Empfinden schreibt und erzählt. In seinen Übermittlungen findet man ehrliche Meinungen und den Glauben an die Werkstattgeschicklichkeit als Grundlage des künstlerischen Ausdrucks wieder.
Folgen wir dem künstlerischen Schaffen von Jacek Bukowski von den Anfängen bis zum heutigen Tag, so stellen wir ein allmähliches Weggehen von der realen bis zu symbolischen Darstellung und Bedeutung. Die Farbe provoziert den Künstler, nicht so mit ihrem Mitklang wie mit ihrer wackeren Zusammensetzung - schwierig, beinahe unangenehm, bis zur vergnügten Erreichung der spezifischen Versöhnung. Wir beobachten das in "Wspólne malowania" (Gemeinsame Malereien) /1978 - beim Zusammentreffen von Smaragdgrün mit Rosaschattierungen, wie auch in den Kontrasten zwischen rot und Grün. /"Obrazy czerwone" (Rote Bilder)/. Dieses findet sich auch in "Marokańskie impresje" (Marokkanische Impressionen) /2000 - 2002/, wieder, in denen das Azurblau mit glühendem Braunrot ringt. In "Epitafia dla Kota" (Epitaphen für die Katze) /1979/ dringen in die glatten, matten Schwarztöne einfache Formen - Zeichen.
Die Arbeiten entspringen aus der Erinnerung, den Splittern der Wirklichkeit und dem Irrgarten der Gedanken.
Hierzu entstanden folgende Titel, die dieses Hervordringen suggerieren: "Biało-czarna fotografia" (Schwarz-weiße Photographie) /1980/, "Litania" (Litanei) /1981 - 1983/, "Manko" (Fehlbetrag) /1983/, "Fotografie z pamięci" (Aufnahmen aus dem Gedächtnis) /1988/. Einiges von dieser Gedankenweise begleitet auch den späteren Schaffensdrang des Künstlers. Offensichtlich handelt sich hierbei um den Riesenzyklus "Obrazy czerwone" (Rote Bilder), angefangen in den achtziger Jahren bis zum heutigen Tag hin. Zweifellos ist das eine gefühlsmäßige Abrechnung mit der Zeit. Verborgene Sehnsüchte, Leiden, Nichterfüllungen, aber auch Freude schreiben hier ihr verschlüsseltes Tagebuch, das trotzig in Rot verzaubert ist. "Mo¿e morze" (Vielleicht das Meer) /1992 - 1993/, "Nature vivante" /1994 - 1995/, "Men" /1996 - 1997/, "Ma" /1997 - 2002/, "Bramy czasu" (Zeittore) /1999/ und "Gry z wyobraźnią" (Spiele aus der Phantasie) /1999/ - das alles bildet den Raum der Wiedergabe auf der reichen Skala der Gefühle von Liebe bis zum Hass . In "Obrazy czerwone" wurde die zeitraubende Lasurfarbentechnik angewandt. Diese bringt den spezifischen Lyrismus, der durch leichte Ironie gewürzte Expression verwickelt wurde, um den im Untertitel enthaltenen Wortspiel, welches auch einen Hintergedanken suggeriert, oder sogar eine Priese von Absurdität enthält, zum Ausdruck. Sie sind durch ihre Leichtigkeit hinreissend, erwecken die Vorstellungskraft und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Wenn ich in der Gemäldegalerie vor den " Obrazy czerwone" ("Rote Bilder") stehe - schreibt Piotr Białek - habe ich einen klangvollen Eindruck. Ich assoziiere sie mit Musik, mit Musik voller unterdrückten Glut, leicht melancholisch, klassisch in ihrem Ausdruck und der Form. Die Musik ist da, steigt an, verstummt, aber verschwindet nie ganz. Als ob sie manchmal in die Tiefe eines unbeschränkten, nicht leeren Raumes versinken würde. Wir spüren Gegenward. Die Klänge fließen aus ihr hervor, werden deutlicher, scharf, als würden sie mit dem Licht des Scheinwerfers gepeitscht. Auf der Bühne, die auf diese Weise in unserer Phantasie entsteht, erscheinen organische und geometrische Gestalten. Sie führen eine Art von nicht verbalem, eher beweglichem Diskurs, welcher der Tanzkunst nahe liegt. Parallel zu den "Obrazy czerwone" ("Rote Bilder") entstanden während der Pleinair-Reisen nach Frankreich, Zeichnungen und Bilder unter dem gemeinsamen Titel "La Mer - La Mere" (Das Meer - die Mutter) /1994 - 1995/ als spontaner Übertragung der Gefühle, die Suche nach der Versöhnung, der Möglichkeit des Gleichklangs, das Ringen der Faszination. Die Farbigkeit dieser Bilder dominieren Blau- und Gelbschattierungen.
In dem Zyklus "Marokkanische Impressionen" /Büttenpapier und Leinen/ kontrastiert das den ausgedehnten Raum in Erinnerung bringende Kobaltblau mit dem Braunrot des Atlasgebirges. Die Bilder sind sparsam in der Form, wirken aber durch den Glanz der Farbe und die geheimnisvolle Tiefe. Die Heftigkeit und die Kühnheit der Geste berühren die Synthetik der Komposition nicht, sie heben sogar die beabsichtigte Formstrenge heraus.
Jeder, der Marokko besucht hatte - schreibt Christe Ihelil - wird keinen Zweifel erheben: die Bilder von Jacek Bukowski, sind der Effekt seiner Reisen durch dieses Teil der Welt. Man hat das Gefühl als ob man Teile dieses Landes betrachtet hätte, in denen der Künstler mittels seiner Zaubermitteln die Seele der Landschaft eingeschlossen hätte. In den Arbeiten bemerken wir gleichzeitig Glut, Tiefe, Vibrationen und Stille der südlichen Landschaft, welche mit bemerkenswerter Sensibilität dargestellt wurden.
Zu den neusten Arbeiten gehört die Rückkehr zur der marinistischen Thematik - "Morze" (Das Meer) /2002 - 2007/. Es sind sozusagen blaue Berührungen, zartes Streicheln der Wellen, aber auch das Eintauchen in die Grenzenlosigkeit, in die unbändige Stärke des Elements. In der Zeit des Informationsandrangs kreiert Jacek Bukowski seine subtile Aufzeichnung der Empfindungen, für welche Malerei ein adäquates Medium ist. Er kreiert die Aufzeichnung, die auf offene Ergänzung des Betrachters wartet - eine Bedingung für das Zusammentreffen der Empfindung.

Elżbieta Wiśniewska


Jacek Bukowski unterrichtet Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt auf moderne und zeitgenössische Kunstformen und Psychologie an der Universität Warschau. Seine Malerei ist in ihrer Abstraktion ein Ausdruck des höchsten Realismus - formuliert Bukowski den Kern seiner Kunst. Es sind Bilder der Gefühle und Erlebnisse. Seine Malerei ist die suche nach der besten Ausdruckssprache für die wahrgenommene Realität. Rot ist für ihn die Farbe die sowohl Liebe wie auch Hass in sich birgt, also die Dialektik der Gefühle. So sind seine roten Bilder diesen Gefühlen gewidmet. Die blauen Bilder assoziieren das Erlebte am Meer, den Bezug zum Wasser und seine Farben. Jacek Bukowski arbeitet mit Ölfarben und benutzt die Lasiertechnik. Die in bis zu 16 Malschichten gemalten Werke werden mehrere Jahre entwickelt.

Christof Mika